Samstag, 28. Oktober 2006
pepperkorn, 22:44h
Du liest und schreibst einsam in deiner Botschaft in Bangkok, bis Augen und Finger schmerzen. Von Zeit zu Zeit besucht dich einer deiner alten Freunde. Du zeigst ihm die Stadt, oder das, was du von ihr bisher kennengelernt hast, abends geht ihr in einen der Clubs, in denen sich vor allem Amerikaner und Europäer die Nächte um die Ohren schlagen. Du kennst sie alle, diese verlorenen Seelen: Journalisten, Botschaftsangehörige, Wirtschaftsvertreter. Ihnen geht es hier besser, als an jedem anderen Ort der Welt. Ihr seid unter euch, vereinzelt streuen sich hübsche Thailänderinnen unter die Gäste. Irgendein Dollarscheine wedelnder Amerikaner hat sie mitgebracht. Freunde zu Besuch beneiden dich, sie suchen vergeblich in deinem Gesicht nach dem Stolz eines Mannes, der es soweit gebracht hat.
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pepperkorn, 22:36h
Lange Zeit bin ich ohne sie ausgekommen, nun finde ich sie wieder: Meine Sprache. Ich fühle wie das Gebälk meiner Sätze und Worte mich zu tragen beginnt.
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Samstag, 21. Oktober 2006
pepperkorn, 03:00h
Logbuch: Trage mit Stift und Zirkel Tag für Tag meine neuen Koordinaten ein, kann dennoch den Weg nicht nachvollziehen, den ich bisher zurückgelegt. Keine Linie, keine Richtung.
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Freitag, 20. Oktober 2006
pepperkorn, 23:32h
Ich bin ein Sohn von Eltern aus einfachen Verhältnissen. Mein Vater hatte keine leichte Jugend. Sein Vater erkrankte Ende 30 schwer und war schon über 10 Jahre ans Bett gefesselt als er mit Anfang 50 starb. Das Bild meines bettlägerigen Großvaters muss einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, auch im Bewusstsein der Geschwister meines Vaters. Nie habe ich ihn, seine jüngere Schwester oder seinen ältern Bruder sprechen hören über Krankheit und Tod ihres Vaters.
Nur meine Großmutter erzählt von Zeit zu Zeit ihre Version vom Ausbruch der Krankheit. Darin ändert mein Großvater am Morgen eines Werktags zunächst seinen Entschluss mit den übrigen Bauern des Dorfes zur Waldarbeit auszurücken. Er fühle sich nicht wohl, wolle den Tag lieber im Haus verbringen. Bedrängt von Ehefrau und Vater schließt er sich doch den übrigen Männern an. Schon auf dem Weg wird ihm schwindelig, beim Anschnallen der gefällten Baumstämme sackt er dann in sich zusammen. Die Nachricht von seinem Zusammenbruch erreicht das Dorf, kurz bevor selbst auf der Ladefläche eines Pferdewagens eintrifft. Langsam kommt er wieder zu Bewusstsein. Ein herbeigerufener Arzt befürchtet Schlimmeres. Er überweist ihn an einen Kollegen in der Kreisstadt, der einige Wochen später Parkinson diagnostiziert. Nach Auffassung des Arztes „die schlimmste Krankheit, an der ein Bauer erkranken kann.“
Nur meine Großmutter erzählt von Zeit zu Zeit ihre Version vom Ausbruch der Krankheit. Darin ändert mein Großvater am Morgen eines Werktags zunächst seinen Entschluss mit den übrigen Bauern des Dorfes zur Waldarbeit auszurücken. Er fühle sich nicht wohl, wolle den Tag lieber im Haus verbringen. Bedrängt von Ehefrau und Vater schließt er sich doch den übrigen Männern an. Schon auf dem Weg wird ihm schwindelig, beim Anschnallen der gefällten Baumstämme sackt er dann in sich zusammen. Die Nachricht von seinem Zusammenbruch erreicht das Dorf, kurz bevor selbst auf der Ladefläche eines Pferdewagens eintrifft. Langsam kommt er wieder zu Bewusstsein. Ein herbeigerufener Arzt befürchtet Schlimmeres. Er überweist ihn an einen Kollegen in der Kreisstadt, der einige Wochen später Parkinson diagnostiziert. Nach Auffassung des Arztes „die schlimmste Krankheit, an der ein Bauer erkranken kann.“
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