Freitag, 20. Oktober 2006
Ich bin ein Sohn von Eltern aus einfachen Verhältnissen. Mein Vater hatte keine leichte Jugend. Sein Vater erkrankte Ende 30 schwer und war schon über 10 Jahre ans Bett gefesselt als er mit Anfang 50 starb. Das Bild meines bettlägerigen Großvaters muss einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, auch im Bewusstsein der Geschwister meines Vaters. Nie habe ich ihn, seine jüngere Schwester oder seinen ältern Bruder sprechen hören über Krankheit und Tod ihres Vaters.
Nur meine Großmutter erzählt von Zeit zu Zeit ihre Version vom Ausbruch der Krankheit. Darin ändert mein Großvater am Morgen eines Werktags zunächst seinen Entschluss mit den übrigen Bauern des Dorfes zur Waldarbeit auszurücken. Er fühle sich nicht wohl, wolle den Tag lieber im Haus verbringen. Bedrängt von Ehefrau und Vater schließt er sich doch den übrigen Männern an. Schon auf dem Weg wird ihm schwindelig, beim Anschnallen der gefällten Baumstämme sackt er dann in sich zusammen. Die Nachricht von seinem Zusammenbruch erreicht das Dorf, kurz bevor selbst auf der Ladefläche eines Pferdewagens eintrifft. Langsam kommt er wieder zu Bewusstsein. Ein herbeigerufener Arzt befürchtet Schlimmeres. Er überweist ihn an einen Kollegen in der Kreisstadt, der einige Wochen später Parkinson diagnostiziert. Nach Auffassung des Arztes „die schlimmste Krankheit, an der ein Bauer erkranken kann.“

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